Mal 'ne Frage an die „Kategorie C"-Kenner (BORUSSEN)

Kulik, Mittwoch, 14.09.2022, 10:33 ( vor 801 Tagen ) @ Potowski
bearbeitet von Kulik, Mittwoch, 14.09.2022, 10:38

...wenn man sich in den letzten Jahren so die Erklärungen der Vereine anschaut, wenn es mal wieder zu heftigen Ausschreitungen gekommen ist wie zuletzt in Nizza, dann entsteht oft der Eindruck, man distanziere sich zwar irgendwie, aber letztlich gibt man immer sehr schnell zu, dass einem die Hände gebunden sind - echte Konsequenzen gibt es nicht. „Sind im Austausch mit der Fanszene und vertrauen auf die Selbstregulierung in der Kurve..." usw.

Was aber, wenn die Fanszene kriminellen Gewalttätern so gegenübersteht wie Tante Emma einem Kickbox-Mob, der ihren Laden plündert? Man liest ja, dass sich bestimmte Gruppierungen vermehrt aus der Türsteher- und Kampfsportszene bilden.
Da sollte doch der Veranstalter dafür verantwortlich sein, für die Sicherheit seiner Gäste zu sorgen - und nicht den Gästen aufbürden, Psychopathen zu mäßigen. Auch die Polizei ist da m.E. trotz des Gewaltmonopols des Staates erst an zweiter Stelle gefragt, wenn die Vereine als Veranstalter wirklich alles in ihrer Hand liegende versucht haben, ihr Hausrecht gesetzeskonform und wirksam durchzusetzen.

Deshalb mal die Frage: Wenn man a) wirklich alles einsetzen würde, um als Verein dem Problem Herr zu werden und b) Geld dabei keine Rolle spielen würde - würde man die Gewalttäter dann aus dem Verkehr ziehen können, die das Stadion als Freiraum sehen?

Ich meine damit, dass man mit den Kameras im Stadion doch in der Lage sein sollte, jede noch so kleine Aktion aufzudecken. Also mal als Beispiel das Plakat, welches die Wilde Horde da beim letzten Heimspiel ausgerollt hat - und sich der FC ganz empört, aber trotzdem zahnlos gezeigt hat. Wenn da alle Kameras scharf gestellt sind und ausreichend Personal zum Check vorhanden ist, sieht man doch genau, wer da was ausgerollt oder reingeschmuggelt hat. Oder wer da in der Kurve die eigenen Fans bedroht und verprügelt. Diejenigen müsste man doch problemlos identifizieren können?!

Klar, wenn die Kameras kaputt sind oder da nur ein halbblinder Opi schlafend in der Regie sitzt, wird das nichts. Deswegen der Zusatz „wenn Geld keine Rolle spielt".

Genauso der Mitteleinsatz bei den Ordnern. Wenn da ein paar versprengte tapsige Rentner für die Ordnung zuständig sind, die kaum wahrgenommen werden, ist das natürlich was anderes, als wenn ein Verein zu Eric Prince https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_Prince gehen würde und sagen würde „alle die Terror machen bei uns, werden nicht nur rausgeschmissen, sondern euer Job ist, dass gerichtsfeste Beweise gesammelt werden, damit wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen können und wirklich jeden anzeigen, der Gewalt ausgeübt hat! Für jeden, der in den Knast geht, gibt's einen Extra-Bonus!! Und wenn einer nur zuckt in der Kurve, um unsere normalen Fans einzuschüchtern oder Fans des Gegnervereins zu attackieren, erwarten wir Kampfbereitschaft für unser Geld."

Das Beispiel ist jetzt überzogen, schon klar, und damit würde man sich vermutlich andere Probleme ins Haus holen, aber es wird ja zwischen dem wackeligen Opa-Ordner und Blackwater noch einen Mittelweg eines einigermaßen seriösen Sicherheitsdienstes geben, der einem Verein wirksam helfen könnte, sein Hausrecht auch gegen krawallsuchende Gewalttäter durchzusetzen. Also, wenn der FC sagen würde, wir nehmen jetzt mal vier oder fünf Mio zusätzlich gezielt in die Hand, um in den kommenden Monaten unsere Sicherheitsstandards hochzuschrauben. Und erklären öffentlich, „dass wir für die Kohle auch den Itakura hätten holen können - und nun alle ausbaden müssen, dass das Geld nicht in die Mannschaft, sondern in Security gesteckt wird" (um die nicht komplett Umnachteten zu aktivieren, nicht gemeinsame Sache mit Kat-C zu machen).

Wäre ein Verein damit theoretisch in der Lage, jegliches Gewalt-Problem im und am Stadion zu lösen?
Und wenn ja: Warum passiert das dann nicht?

Meine Theorie wäre, dass man es sich mit den Gruppierungen nicht komplett verscherzen will. Dafür kann es m.E. nur zwei Gründe geben: Entweder man will inkl. des persönlichen Umfelds nicht selbst zur Zielscheibe werden. Oder man fürchtet, dass Gruppierungen ihr Einschüchterungspotential nutzen, um auch gezielt auf Vereinswahlen Einfluss zu nehmen. Meine da vor Jahren mal einen Artikel zu Dynamo Dresden gelesen zu haben, wo sich das Präsidium am Ende nur radikalen Ultras gegenübergesehen hat, weil der Rest der Vereinsmitglieder entweder den Hintern zur Mitgliederversammlung nicht hoch bekommen hat oder im Vorfeld abschreckende Botschaften ausgesendet worden sind, sich nicht einzumischen, weil alleine die Ultras die Vereinsbelange bestimmen wollen.

Wie sehen das diejenigen, die Erfahrungen/Kenntnisse/Erlebnisse mit den Gewalttätern haben?


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