Wenn das Umfeld Panik bekommt (BORUSSEN)

Kulik, Dienstag, 28.02.2023, 08:59 ( vor 635 Tagen ) @ mailand71

...glaube, wir tun trotz aller Enttäuschung gut daran, mal wieder etwas runterzukommen. Es ist noch nie gutgegangen, wenn das Umfeld sich zu sehr hochkocht.
Wenn das Nervenkostüm bei 29 Punkten nach 22 Spieltagen schon so angespannt ist, wie würde es dann im harten Abstiegskampf erst aussehen?
Würde sich dann auch wie einst beim FC am Marathontor verabredet oder wie bei S04 der Mannschaftsbus auf dem Parkplatz „empfangen"?

Das Problem bei zu viel an freilaufendem Frust der Fans ist, dass ab einem bestimmten Punkt der Verein es sowieso niemandem mehr recht machen kann.

Die diffusen Forderungen sind nämlich ausschließlich nur noch radikal und gehen von „Trainer sofort raus und jetzt muss Magath die Püppchen mal jeden morgen um 4 Uhr bis zum Erbrechen laufen lassen" über „Die Millionaros auf die Tribüne und jetzt nur noch U23, weil die wenigstens kämpft" bis hin zu „Die Hundertjährigen im Präsidium müssen Platz machen für einen echten Leader wie Stranzl!".

Seien wir ehrlich: 99% der in der Fan-Enttäuschung geborenen Lösungsvorschläge würden ähnlich zur Besserung beitragen wie die Aufstellung gegen Freiburg von unserem 4jährigen Nachbarsjungen Leo würfeln zu lassen.

Natürlich muss man sich nicht über die Leistungen in dieser Saison freuen. Aber am Ende geht es doch darum, produktive Kritik zu äußern und Wahrnehmungen widerzuspiegeln, die Mannschaft und Verein helfen.
Ich denke, wir alle täten uns dabei leichter, wenn an manchen Punkten etwas mehr Transparenz bestehen würde statt der beschönigenden „Wissen gar nicht, was Ihr habt; sind doch voll im Plan"-Auftritte.
Diese könnten sein:

Strategisch: Wie ist es um die Finanzen der Borussia wirklich bestellt? Wie plant man langfristig in einem Umfeld zu bestehen, welches größtenteils fremdfinanziert ist?

Sportlich: Warum traut Farke seinem Kader nicht zu, gegen die „Kratzen-und-beissen-Mannschaften" mal auf hohen Ballbesitzanteil zu verzichten und denen den Ball zu überlassen? Traut er seiner Defensive nicht, dem Gegnerdruck standzuhalten - oder hält er Konterfußball nicht für möglich? Welcher Kader schwebt ihm ab Sommer vor - und warum wird von mehreren Transferperioden gesprochen, was anderen Vereinen auch kurzfristiger gelingt?

Personell: Welchen Verantwortungsanteil hat Virkus daran, maßgeblich eine 200 Mio. Unternehmung in eine erfolgreiche Zukunft zu führen? Oder plant man da Verstärkungen? Gibt es ein Risk-Management, wenn Virkus der Rolle nicht gewachsen ist - und an welchen Entwicklungen macht man das fest?

Das sind nur drei Beispiele für Dinge, bei denen Transparenz seitens des Vereins hilfreicher wäre. Es gilt die Regel, dass in der Krisenkommunikation immer alles auf den Tisch gehört, was schiefgelaufen ist - und dann wird Besserung gelobt mit der Bitte, einem die dafür nötige Zeit einzuräumen.

Ich glaube, an der Stelle des Vereins würde ich deshalb sogar die wichtigsten Multiplikatoren in der Fanszene - digital und analog - zu einem Hintergrund-Roundtable einladen und Tacheles reden. Auch wenn die nicht alles verbreiten dürften, wäre es wichtig, einen anderen Eindruck vom Verein zu bekommen als die Leier der letzten Monate.

Konstruktive Fan-Kritik im Austausch mit dem Verein – aber bitte keine Panik und völlig kopflose Forderungen.


gesamter Thread: