Teil 2: (BORUSSEN)

Elm, Donnerstag, 04.04.2024, 09:31 ( vor 26 Tagen ) @ Elm

Die Aussage, wir seien eine Ballbesitzmannschaft ist schlichtweg falsch. Ich kann es zwar erst seit 1986 beurteilen, aber dominanter Ballbesitzfußball war nie Teil unserer Vereins-DNA, sondern höchstens mal kurzfristig eine Fähigkeit bestimmter Kader, bspw. Mitte der 90er unter Effe (obwohl auch da noch viel über Konter ging) und in der Endphase 2015 unter Favre. Ansonsten be-stand unsere DNA immer aus Konter-Fußball. Defensiv gut stehen und dann schnell umschalten, so entstand die Fohlenelf. Für pragmatischen Ballbesitzfußball standen die Bayern. Selbst Favre hat in seiner Anfangszeit diese DNA aufgenommen, wenn gleich dann entsprechend seinen Vorstellungen vom Fußball weiterentwickelt.

Die Mannschaft wurde in den letzten Jahren nie in Richtung Ballbesitzfußball entwickelt. Und wenn sie ihn mal gespielt hat, dann oft bieder und ohne Durchschlagskraft (teilweise schon unter Hecking, ganz krass unter Farke). Insofern war es schon falsch, Farke als Trainer zu holen, weil er Fußball spielen lassen wollte, der nicht zur Mannschaft passt. Hütter sollte den RB-Fußball, zu dem es durch die Verpflichtung von Rose kommen sollte (laufintensives Pressing), fortführen. Da hat RV zunächst richtigerweise erkannt, dass das nicht passt, dann aber einen Trainer verpflichtet, der für eine Art von Fußball steht, die auch nicht passt. Und mit Seoane einen weiteren, von dem noch keiner weiß, welchen Fußball er spielen lassen möchte. Vielleicht weiß er es aber auch selber nicht, weil zu dem Kader einfach nichts passt, weder Ballbesitz-, noch Konterfußball noch Kick´n´rush oder irgendwas. Letztlich wurde der Kader in den letzten zwei Jahre für keine fußballerische Ausrichtung zusammengestellt.

Und damit sind wir bei den Transfers. Jeder für sich betrachtet ist eigentlich ganz ok. Hack zeigt gute Ansätze, Honorat ist ein Aktivposten, Cvanacara kann man eigentlich noch gar nicht beurteilen. Mit Ngoumou ist das Problem, dass er eigentlich auf Honorats Position spielen müsste. Insofern haben wir da viel Geld ausgegeben und eine Position jetzt doppelt besetzt, die andere Seite (rechtes Mittelfeld) aber eher einfach (Hack, Ngoumou als Notlösung). Zusammengefasst haben Honorat, Cvancara und Ngoumou ca. 26 Mio. gekostet. Viel Geld, nur bisher relativ wenig Ertrag.

Bei Weigl war die Verlockung groß, ihn für eine deutlich reduzierte Ablöse zu holen. Aber Benfica wird schon wissen, warum sie das gemacht haben. Fußballerisch ist der Mann oft gut, taktisch aber genauso oft jenseits von Gut und Böse. Als robuster 6er taugt er nicht, eher als 8er. Ihm fehlt die Physis und letztlich auch die Ausstrahlung eines Führungsspielers. Dafür waren selbst 7 Mio. zu viel, was sich aber noch ändern kann, wenn er richtig eingesetzt wird oder zumindest einen richtigen Abräumer neben sich auf die Doppel-6 bekommt (Sander?, siehe unten).

Beim Omlin frage ich mich, ob man wirklich die ganze Kohle aus dem Verkauf von Sommer in ihn stecken musste. Vielleicht hätte man auch einen Ersatzkeeper aus der Bundesliga oder einen ersten Mann aus der zweiten Liga bekommen, der vielleicht nur die Hälfte gekostet hätte. Denn vollends überzeugt hat mich Omlin noch nicht. Dann wäre aber zumindest noch ein bisschen Geld für die größte Baustelle im Kader da gewesen: die AV. Die Einschätzung, dass Netz und Scally bundesligataugliche AV sind, war absolut fahrlässig. Chiarodia wurde auch für den Profikader geholt, ohne jeglichen Wert. Gleiches gilt für UIrich. Diese Schwachstellen sind für die Gegner super leicht auszumachen und fliegen uns regelmäßig um die Ohren. Da muss im Sommer angesetzt werden.

Immerhin ist die Baustelle "6" mit Sander jetzt hoffentlich ausreichend gut abgearbeitet worden. Wenn in der Offensive alle fit bleiben (denke gerade an Plea und Cvancara), müssten genug Tore fallen. Aber seit 3 1/2 Jahren stellen wir regelmäßig eine der größten Schießbuden der Liga und es wurde dahingehend nichts getan. Und das, obwohl Defensivspieler im Allgemeinen erschwinglicher sind als Offensivspieler.

Aber vor allem wird es langsam Zeit zu definieren, welche Art Fußball Borussia spielen möchte. Und das müssen konkrete Vorstellungen sein und nicht so ein Wischiwaschi wie in Bonhofs IV in der RP. Und danach muss konsquent eingekauft werden und im Zweifel auch ein Trainer geholt werden, der für diese Art von Fußball steht. Ob Seoane das ist - ich weiß es nicht. Aber er führt letztlich auch nur aus und muss mit dem vorhandenen Kader zurecht kommen.

So, das waren jetzt viele Gedanken, teilweise ist bisschen ungeordnet. Aber ich schreib´s jetzt nicht mehr um. Viel mehr drückt es meine Verwirrtheit im Bezug auf Borussia aus :-D und meine Unsicherheit, ob das Schiff in absehbarer Zeit von den aktuell Verantwortlichen wieder auf Kurs gebracht wird.

Viele Grüße,
Elm


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