Apropos DNA... (BORUSSEN)

Elm, Mittwoch, 13.03.2024, 09:07 ( vor 54 Tagen ) @ Böki
bearbeitet von Elm, Mittwoch, 13.03.2024, 09:26

...ich habe mittlerweile der Eindruck, dass in der Eberl-Zeit "unterhalb" von Eberl ein komplettes Kompetenz- und Führungsvakuum entstanden ist und zwar in der Form, dass sich viele darauf ausgeruht haben, dass Eberl ja alles macht und das Gesicht des Vereins ist. Wohlgemerkt: Eberl wollte das auch so und das ist ihm nachher in Form seiner Überforderung zum Verhängnis geworden. Aber ich habe den Eindruck, dass sich einige in dieser Zeit zurückgelehnt haben (Schippers als Ausnahme als Herr der Zahlen) und nun der Verantwortung, die sie jetzt tragen müssen, nicht mehr gerecht werden.

Es fängt beim Präsidium an. Für die ist natürlich alles tutti, solange der Erfolg da ist. Die handelnden Personen drunter machen einen guten Job und alle sind zufrieden. Die Leitplanken gab Eberl vor, er hatte ein langfristiges Konzept, wo es mit dem Verein hingehen sollte und hat dadurch Spieler von Borussia und ihrem Weg überzeugt. Und ich habe den Eindruck, dass er bei seinem Abgang bei Borussia sein Flipchart mitgenommen hat. Jedenfalls hat er komplette Ratlosigkeit hinterlassen.

Das Präsidium merkt auf einmal, dass es richtig was zu tun gibt, um das Schiff auf Kurs zu halten. Es schafft aber nicht, seine beiden Wunschkandidaten von Borussia zu überzeugen (warum wäre interessant) und greift dann zur dritten Wahl. In einer skurrilen PK wird einem das sogar noch als logischer Schritt verkauft, man habe doch den perfekten Mann im eigenen Stall. Nein, es war die Notlösung, weil Plan A und B nicht aufging. Es war die bequemste, womöglich sogar die günstigste Lösung. Leider in einer Situation, in der der Verein ein richtig starke Hand gebraucht hätte, eine richtige Führungspersönlichkeit. Und bei aller Liebe, ich sehe RV nicht als solche.

Ich bin nach der JHV 2022 konstaniert nach Hause gefahren und habe mich gefragt, ob RV wirklich der Mann sein soll, den Verein längerfristig sportlich zu führen. Die drei Säulen, auf die man baut, hat er damals schön erklärt. War aber auch nix Neues. Und sonst? Sein Ruf als Nachwuchsdirektor war schon nicht der Beste, nicht umsonst kommt seit geraumer Zeit aus dem Nachwuchs kaum Brauchbares hoch. Reitz ist die große Ausnahme. Verein wie der BVB, der S04, selbst der Äffzeh leisten da bessere Arbeit. Vielleicht wird es unter Sandmöller jetzt besser, wir werden diese Säule brauchen, weil die zu unserer DNA gehört.

Mir fehlt bei RV einfach die Aura. Ich kann´s nicht anders beschreiben, aber er ist und bleibt für mich die Notlösung. Und auch wenn der ein oder andere Transfer ganz gut war, kann man das mit den (größtenteils) passgenauen Verpflichtungen der Eberl-Ära doch kaum vergleichen. Auch da hat es Korell nicht geschafft, aus Eberls Schatten zu treten. Dass er lieber weiter im Hintergrund werkelt, ist bezeichnend.

Dazu kommt, dass meiner Ansicht diese "Wir wissen wo wir herkommen"-Mentalität im Verein klebt und das auch schon zu Eberls Zeiten. Erwartungen wurden stets gebremst, Scheitern wurde relativiert. Kurz geärgert, wir wissen ja wo wir herkommen und weiter gehts. Für Spieler top, Erfolg ist super, Misserfolg nicht so schlimm. Irgendwer stellt sich schon schützend davor. Lange Zeit ging das sogar gut, weil der Erfolg ja da war. Aber verkaufen kann man das keinem auf Dauer, sonst sind wir bald wieder da, wo wir herkamen. Der Trend zeigt da hin. In den letzten 2-3 Jahre haben die Spieler mit der entsprechenden individuellen Klasse, die noch aus der Eberl-Ära da waren, uns den Arsch gerettet, vor allem in der Offensive. Aber die sind jetzt weg und die Defizite werden sichtbar.

Fahrlässig, in den letzten Transferperioden rein gar nichts (bis auf Wöber) für die Defensive getan zu haben. Die Qualität dort ist so niederschmetternd, dass Seoane gar nicht weiß, wie er die Truppe ausbalancieren soll. Und diese Truppe braucht Führung, nicht weil sie jung ist (wie RV gerne fälschlicherweise ins Feld führt), sondern weil ihr Resilienz, fußballerische Intelligenz, taktische Disziplin, Handlungsschnelligkeit und Technik fehlt. Also schlicht und ergreifend: Qualität. Diese Mannschaft taugt in der jetzigen Zusammenstellung für die untere Tabellenhälfte und läuft dazu noch latent Gefahr, sich von kleinsten Widerständen umwerfen zu lassen.

Wer soll den Umbruch konsequent fortsetzen? Wer soll mit Feuer und Leidenschaft Spieler von Borussia überzeugen? Wer soll der "neue Eberl" sein, der mit einer Vision, der Vorstellung einer sportlichen Entwicklung vorangeht? Womöglich herrscht im Verein nach den Erfahrungen mit Eberl eine subtile Angst vor DEM starken Mann. Aber wir sind kein Berliner Hipster-Startup, bei dem flache Hierarchien angesagt sind. Wir sind im Leistungssport und in einem Verein braucht es richtig starke Persönlichkeiten. Leute mit Visionen, die konsequent einen langfristigen Plan verfolgen und danach handeln. Ich habe den Eindruck, dass die Personen, die jahrelang im Schatten von Eberl gestanden haben, diese Voraussetzungen nicht (mehr) erfüllen. Das macht mir große Sorgen.


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