Haben wir echte Luschen im Team...? (BORUSSEN)

Kulik, Mittwoch, 17.05.2023, 11:46 ( vor 557 Tagen ) @ mailand71

...es heißt ja immer „in erster Linie ist die Mannschaft verantwortlich für den willenlosen Mist, den sie zu oft spielt".

Aber werdet doch mal konkret: Bei welchem Spieler erkennt Ihr, dass er anfängt, eine ruhige Kugel zu spielen, wenn's nicht so läuft? Wer versteckt sich, wenn's ruppiger wird? Wer ist die Lusche, die das Trikot mit der Raute nicht verteidigt?

Ehrlich: Ich habe bei keinem wirklich das Gefühl, dass er sich (absichtlich) gehen lässt.

Mein Gefühl ist viel mehr, dass wir über die Jahre eine nette Indianer-Truppe bekommen haben, uns aber die Häuptlinge abhanden gekommen sind, die den Kahn in rauer See sicher an Land bringen.

Wir hatten Favre, der Häuptling qua Kompetenz war, aber sich auch auf Stranzl und den jüngeren Jantschke verlassen konnte. Reus, Raffael, Arango waren keine mentalen Leader, aber da wusstest Du als Mannschaft immer, dass deren individuelle Klasse so outstanding ist, dass sie (mit Einzelaktionen) immer die Wende bringen konnten. Und wer erinnert sich nicht an Xhaka und sein „Klar hat Sevilla x-mal nacheinander die EL gewonnen. Aber wir sind Borussia Mönchengladbach."

Auch Hecking war einer zum Anlehnen, bei dem die Jungs sich immer anständig behandelt gefühlt haben. Ein erfahrener Fußballlehrer, der Erfolg nachgewiesen hatte, beruhigte die durch Schubert aufgewühlte Truppe und führte die Mannschaft besonnen durch die Spielzeiten. Am Ende wussten wir damals aber alle nicht - so ehrlich sollten wir sein - was wir am souveränen „Onkel Dieter" hatten. Unser Sportdirektor griff nach den Sternen und auch wir dachten, dass Hecking eine Spur zu bodenständig für unseren Angriff auf die Spitze sei.

Dann kam Rose und war die coole Socke, bei dem sich die Spieler dachten „nach der Karriere mal als Trainer so ein lässiger Typ sein, das wäre auch mein Ding". Okay - Ende ist ja bekannt.

Der autoritäre Hütter traf dann auf eine Mannschaft, denen die echten Führungsspieler abhanden gekommen waren und die letzten, verbleibenden Meinungsmacher im Team (wie Stindl, Kramer, Jantschke) auch von ihrem Profil her überhaupt nicht zur Tempofußball-Vision von Hütter passten.

Und Farke hat es eine Saison lang nicht gepackt, in die Rolle des dringend benötigten Häuptlings reinzuwachsen. Dass es anfangs wesentlich besser lief als am Ende kann auch ein Indiz dafür sein, dass die Mannschaft ihm zu Beginn gefolgt ist, aber irgendwann wuchsen die Zweifel. Was mich nicht wundern würde bei den öffentlichen Aussagen... Vergleicht mal Farkes Pathos mit einem Hecking, der zwar weniger blumig, aber dafür viel klarer in seiner Kommunikation gewesen ist.

Gerade ein Team ohne echte Leader braucht einen Trainer, der Stärke ausstrahlt. So sehr ich Stindl schätze, aber auch unser Capitano war nie ein Xhaka, Effenberg, Matthäus...und zudem ziemlich alleine auf weiter Flur, wenn Du kernige Typen an Deiner Seite brauchst.
Ich glaube auch, dass auf Spielerseite ein Bensebaini in allen Skills ein besserer Kicker als Oscar Wendt ist, aber für „die Resilienz" des Teams war Oscar am Ende der wichtigere Spieler.

D.h. für mich, wir brauchen jetzt wirklich starke Persönlichkeiten - auf der Bank und auf dem Spielfeld.

Ich bin eigentlich kein Fan von Rückhol-Aktionen, aber aus den genannten Überlegungen wäre Xhaka eine Option gewesen (dafür hätte man aber Weigl nicht holen dürfen). Kann mir auch nicht vorstellen, dass er oder sein Management nicht zumindest mal eruiert hätten, ob da was bei Gladbach gehen könnte...


gesamter Thread: