Trostloser Fußball und weitere Entfernung von Borussia-DNA (BORUSSEN)

Kulik, Samstag, 26.10.2024, 10:03 ( vor 26 Tagen ) @ sexysander

...unter Seoane, der nach 42 Spielen immer noch keine Handschrift erkennen lässt. Wofür soll sein Fußball stehen?

So schön die Kleindienst-Story auch ingesamt ist, aber alleine der Spielzuschnitt auf einen Brecher auf der 9 ist schon eine totale Abkehr vom Borussia-Fußball.

Flanken von hoch in den Strafraum zu dreschen machst du dann, wenn dir gar nichts mehr einfällt und du jegliches Vertrauen in deinen Fußball verloren hast.

Sorry, aber das ist Kreisliga-Taktik, die Gerry da spielen lässt. Langen Hafer auf TK11 und hoffen, dass der zweite Ball Plea vor die Füße fällt und der flippert ihn irgendwie zu Honorat, damit der die Kugel in den 16er auf Kleindienst haut - also genauso, wie gestern unser Tor gefallen ist, als Mainz augenscheinlich noch im Torrausch döste. So erfreulich dieser eine Angriff ja war, aber gab es nur eine einzige Szene, die gestern genauso duselig verlief...?

Gladbach war vorne immer erfolgreicher mit den Frank Mill & Raffael-Typen als mit den Andrzej Juskowiak & Schädel Thiele-Typen. Dazu gehörte aber auch, dass die Trainer eine Idee hatten (exemplarisch, wie Favre einen Mike Hanke in das Angriffspiel plötzlich als spielenden 9er eingebunden hat, von dem man auch dachte, der kann nur am 5er die Rübe hinhalten).

Wir sind für den Gegner doch total ausrechenbar geworden. Sollte Kleindienst mal ausfallen, kann man nur hoffen, dass Cvancara seine Rolle ebensogut ausfüllt (und wer glaubt das schon?).

Ganz bizarr ist ja, dass wir zwar auf den klassischen 9er setzen, der mit Flanken von außen gefüttert werden muss, um seine Gefährlichkeit auszuspielen, aber nur einen einzigen Flankengeber haben (Honorat). Sein Ersatz Ngoumou auf rechts ist ein anderer Spielertyp und kann nicht flanken und auf der anderen Seite haben wir keinen einzigen Linksaußen mit linkem Fuß im Kader, der so wie gestern Honorat aus vollem Lauf die Kugel reinbringen kann!

Also wenn ich schon diesen Fußball spielen lassen will (und keine Außenverteidiger habe, die flanken können), dann muss ich doch wenigstens offensiv auf beiden Seiten Flügelspieler haben. Plea und Hack sind das nämlich links nicht, weil sie als Rechtsfuß immer in die Mitte ziehen.

Wie begründet Mastermind Virkus so einen unrunden Kader wohl? Auch wenn die Fremdschäm-Gefahr vermutlich hoch wäre, aber ich würde ihn gerne mal in die Mangel genommen sehen bei so einem Doppelpass-Frühschoppen (von fundierten Leuten, die bei Gladbach nah dran sind), damit er mal genötigt wird, seinen Ansatz zu erläutern.

Erstaunlich auch, dass fast jedes Mal unsere Gegner nach dem Spiel mit Aussagen kommen wie „haben gegen eine Mannschaft mit hoher individueller Qualität ein gutes Spiel gemacht!" kommen - d.h., die anderen Bundesligaspieler und Trainer sehen anscheinend, dass bei uns ein paar ganz gute Kicker dabei sind.

Aber die Summe der Einzelteile ergibt anscheinend ein geringeres Ganzes unter Seoane.

Was sollte man jetzt tun?

Man kann Seoane schon noch weiter durchschleppen und irgendwie werden sie sich auch die Punkte zusammenwurschteln, um nicht abzusteigen. Dafür sollte unser Kader mit nicht wenigen Nationalspielern in der Lage sein, selbst wenn der Trainer keinen Plan hat.

Aber ich denke, unabhängig von den Ergebnissen der nächsten Spieltage und sogar Monate müsste bei der Borussia eine Art „Innovations-Komitee" (blöder Name...mir fällt gerade kein besserer ein) eingesetzt werden und parallel zum operativen Tagesgeschäft daran arbeiten, wie eine Transformation zu einem dauerhaft wettbewerbsfähigen Bundesligisten aussehen muss. Dafür bräuchte es Top-Leute - und nicht nur sportliche Expertise, sondern v.a. auch strategische.
Diese wird schon bei der prioritären Frage benötigt, wie bei uns Personal (als wichtigster Faktor für Erfolg) in verantwortliche Positionen kommt:

• Reicht es, mal was mit Fußball gemacht zu haben und am besten irgendwie immer schon eine „Borussia-Braut" gewesen zu sein?
  
• Oder wie müssen zumindest mal validierte Prozesse gestaltet sein, in denen klar definierte Anforderungsprofile mit Kandidaten wie abgeglichen werden?
  
• Oder, am besten, wie sieht eine strategische Personalentwicklung aus, die frühzeitig potentielle Leistungsträger von außen in den Verein integriert? Bspw. „Bei Hoffenheim sorgt einer kontinuierlich für extreme gute Jugendarbeit, den müssen wir treffen und evtl. spannende Chancen bei uns aufzeigen!" Da braucht es quasi permanentes Headhunting, um die Top-Leute zu finden. Die können sogar bei der Spvgg Unterhaching arbeiten oder in noch tieferen Ligen.

und hört längst nicht auf bei der Frage der Finanzierbarkeit der Visionen, die man in einem solchen - mit Hochkarätern besetzten - Gremium entwickelt.