Klar, in der Nische kann man sich's gemütlich machen (BORUSSEN)

Kulik, Freitag, 05.05.2023, 12:02 ( vor 568 Tagen ) @ [unbekannter User]

...aber ich denke, dass ein „Hammer immer esu jemaat" nicht zielführend ist. Ist 'ne tolle Story, den kleinen Simonsen aus Veilje zu holen und ein paar Jahre später ist er Europas Fußballer des Jahres und wird nach Barcelona verkauft. Und wenn man sich jetzt auf die Schultern klopft, weil man mit Koné ebenfalls Reibach macht und dabei ein nostalgisches Tränchen verdrückt, weil man „Immer Underdog und doch ganz groß" bleibt, verkennt man m.E., dass wir auf die Art und Weise rechts und links überholt werden - weil die Welt sich weiterdreht.

Als Netzer, Simonsen, Bonhof usw. nach Spanien verkauft wurden, war der SC Freiburg noch der kleine Herausforderer des Freiburger FC. Heute sind sie erfolgreicher als wir - okay, das kann eine Momentaufnahme sein - aber noch wichtiger ist vielleicht: Ich würde jedem hochtalentierten U19-Spieler eher raten, zu Streich als zu Farke zu wechseln. Und auch eher zu Urs Fischer oder zu Bo Svensson. Und zwar nicht nur, weil ich glaube, dass ein Spieler bei all diesen Trainern mehr lernst als bei unserem - sondern weil deren gesamte Perspektiven derzeit besser sind!

Freiburg, Union Berlin, die Titelsammler aus Frankfurt, auch Mainz 05 – die Vereine stehen für etwas, während wir zunehmend an Strahlkraft verlieren. Favres intelligenter Fußball und Eberls Gallier-Narrativ haben uns Kraft und ein tolles Jahrzehnt gegeben - sich jetzt derart ambitionslos hinter Freiburg, Union usw. einzureihen kann ich nicht verstehen (wir reden da ja nicht von RB u.a. Konzernklubs, sondern Vereinen, die definitiv keine besseren Startvoraussetzungen haben!).

Jedes Unternehmen braucht Ziele und Visionen (bitte jetzt nicht Helmut Schmidt zitieren ;-) ), um Mitarbeiter und Kunden zu begeistern, dem Weg zu folgen. Und da ist es mir einfach zu dünn, dass Roland Virkus „als unser Steve Jobs" eine Borussia-Vision ausruft, die lediglich aus einer 3-Säulen-Strategie aus „eigenem Nachwuchs, externen Talenten und gestandenen Spielern!" besteht - welcher Autoteile-Präsident eines Kreisligisten würde das nicht exakt genauso für seinen Verein proklamieren können?

Und daneben ein Trainer, der in dieser Saison nicht eine einzige Sache gezeigt hat, die einen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt! Vergleich doch mal, wie ein Farke Spiele analysiert und ein Glasner - wer da keine himmelweiten Unterschiede erkennt, hat den Fußball nie geliebt ;-)
Farkes Fußball, seine Ballbesitz- und sonstigen Stories, die Punkteausbeute; daneben der im treu zur Seite stehende Sportdirektor - das hat für mich eher etwas von Kapitulation als von Aufbruch.

Sorry, ich weiß, dass Du es gar nicht gerne hörst, wenn man Virkus kritisiert. Weil er - damit hast Du sicher Recht - ja noch keine großen Fehler gemacht hat, soweit wir das beurteilen können (bis auf nur einen Stürmer im Kader zu haben, würde ich sagen). Ich habe auch nichts gegen ihn und er kann gerne Sportdirektor bleiben. Aber er ist ein Stück weit auch logische Konsequenz des aktuellen Borussia-Weges, weswegen es mir manchmal auch schwer fällt, Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten.

Vielleicht ist es auch okay, nach „Ikarus" Eberl jetzt auf das komplette Gegenteil zu setzen und die sinnbildliche Bodenständigkeit zu installieren... aber bitte nicht dauerhaft.

Natürlich ist Dein sinngemäßer „Wir sollten wissen, wo wir her kommen!"-Perspektive eine Möglichkeit, Identität zu stiften, weil dies nun mal Borussias Historie ist.
Ich denke dagegen, in diesem schnelllebigem Geschäft können wir uns diese Betulichkeit nicht leisten, sondern müssen für eine nach vorne gerichtete Identität stehen. Wie die aussehen könnte, ist ein anderes Thema.


gesamter Thread: