Ambitionslosigkeit, nicht mehr und nicht weniger. (BORUSSEN)

Elm, Dienstag, 29.04.2025, 09:43 ( vor 10 Tagen ) @ Azzurro
bearbeitet von Elm, Dienstag, 29.04.2025, 09:47

Frankfurt war bis vor ein paar Jahren wirtschaftlich nicht stärker als wir, sondern über Jahrzehnte eine launische Diva.

Wir müssen es so sagen, wie es ist: der Letzte mit richtigen Ambitionen für den Verein, mit Visionen, mit einem Plan war Eberl. Der hat´s am Ende übertrieben, die natürlichen Grenzen des Klubs nicht anerkannt und seine eigenen Leitplanken eingerissen. Aber er hatte Power, ein gewisses Charisma und trotz dem ein oder anderen teuren Fehlgriff (bspw. de Jong, Kolo...) oftmals das richtige Händchen, Spieler relativ günstig zu kaufen und zumindest so teuer zu verkaufen, dass man mit den Transfereinnahmen den Kader entsprechend verstärken konnte.

Letztlich wird es darauf auch wieder ankommen: auf ein gutes Scouting, bei dem man Spieler für kleines Geld kauft und deren Marktwert durch entsprechende Entwicklung der Spieler steigert. Dafür braucht es natürlich einen Trainer, der vor allem junge Spieler besser macht und entwickelt, wie es Favre gemacht hat. Und wir werden weiter auf die Jugend setzen müssen, um von da aus für quasi umsonst Spieler für den Profikader zu entwickeln. War mal Teil unserer DNA, aber aktuell scheint es im Jugendbereich ja schon aufwärts zu gehen.

Es kann ganz schnell gehen, in beide Richtungen. Beispiel Stuttgart oder Mainz, die mit dem richtigen Trainer auf einmal erfolgreich waren (da bin ich wieder bei Favre *g*). Wir sind leider nicht in der Position der Freiburger, bei denen seit Jahren die pure Kontinuität herrscht. Da läuft alles wie eine gut geölte Maschine und dann kann man sogar den Trainer als Hauptprotagonist der letzten Jahre durch einen jungen ambitionierten und dynamischen Mann aus dem eigenen Stall ersetzen, ohne das es dem sportlichen Erfolg abträglich ist (bei Freiburg ist sogar das Gegenteil der Fall).

Aber entscheidend ist in der Tat: was lebe ich von oben vor. Ist in jedem Unternehmen so und auch in einem Fußballverein. Da kann man hundert Mal sagen, dass man natürlich den größtmöglichen Erfolg möchte. Das möchte jeder, aber was bin ich bereit, dafür zu tun? Bin ich bereit, auch mal neue Pfade zu beschreiten, Input von Außen zuzulassen? Auch auf die Gefahr hin, dass dann ggf. mal alte Zöpfe abgeschnitten oder zumindest alte Strukturen hinterfragt werden? Bin ich bereit, vielleicht auch mal "Macht" in andere Hände zu legen? Habe ich einen offenen Geist für Weiterentwicklung, habe ich einen klaren Plan, wo ich in zwei, fünf oder zehn Jahren stehen möchte? Oder gebe ich mich mit dem Status quo zufrieden, ein mittelmäßiger Bundesligist zu sein, der ab und an mal in Europa vorstellig wird und ansonsten bemüht ist, den Druck und die Erwartungshaltung möglichst niedrig zu halten, auch um sich nicht an vermeintlich zu hohen Zielen messen lassen zu müssen?

Wir müssen uns darüber im Klaren sein: es wird kaum einem Klub dauerhaft gelingen, sich in die nationale (finanzielle) Spitze der Bayern, Zecken, Pillen oder von RedBull einzunisten. Bei den Vereinen ist einfach zu viel Geld vorhanden, die können ein paar schlechte Transfers locker ausgleichen. Das konnten wir nicht und das können auch Stuttgart oder Frankfurt nicht, erst recht nicht Mainz oder Freiburg. Die sind alle schneller wieder im grauen Mittelfeld, als sie gucken können. Wie wir...

Aber vielen fehlt in der Außendarstellung einfach die Gier, der Elan, die Galligkeit, etwas erreichen oder halt auch eine gute Gelegenheit beim Schopfe packen zu wollen. Man könnte ja sagen, dass die Außendarstellung erstmal unwichtig ist, aber so wie die Mannschaft seit Sankt Pauli aufgetreten ist, scheint intern kein anderer Wind zu wehen. Und das Gefühl haben wir nun schon länger.

Ja, es wirkt alles provinziell, bieder, wenig modern. Ist auch Teil unsere DNA, man kann es auch als bodenständig bezeichnen. Luftschlösser bauen bringt keinem was, aber wer nicht mit der Zeit geht, geht halt mit der Zeit. Für mich steht die gesamte Führungsriege inkl. Trainer nicht für jung, modern und visionär, sondern in der Tat eher für Provinz. Das zeigt sich ja auch im offensichtlichen Unwillen, die Türe mal für "starke" externe Leute zu öffnen. Man bleibt lieber unter sich.

Daher können wir nur hoffen, dass die aktuell Verantwortlichen es doch irgendwie schaffen, Borussia wieder sexy zu machen. Frankfurt erinnert mich an uns vor ca. 10 Jahren. Es geht also auch bei uns, aber entscheidend ist, wer das Ruder in der Hand hält und welche Ziele im Verein verfolgt werden.


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