Leider haben wir nur Durchschnittskicker (BORUSSEN)

Kulik, Sonntag, 04.02.2024, 09:37 ( vor 293 Tagen ) @ mailand71

...wenn ich mal die letzten vier Spiele Revue passieren lasse (und gestern die interessante Möglichkeit hatte, relativ zentral hinter Seoane zu sitzen und seine Anweisungen und Reaktionen zu verfolgen) wird für mich immer klarer, dass wir einen Kader aus sehr durchschnittlichen Spielern haben.

„Ja klar sind wir durchschnittlich - deswegen stehen wir ja auch da, wo wir stehen!" werdet Ihr sagen. Ich meine aber noch was anderes: Ich vermisse bei unseren Jungs Skills, die erahnen lassen, dass sie mal was Besonderes initiieren könnten, was ein Spiel gegen eine Nicht-Durchschnittsmannschaft entscheiden könnte (was bei der Leistungsdichte im Profifußball nicht heißt, dass man nicht auch als ziemlich unterlegene Mannschaft mit Dusel vier Punkte gegen den VfB und Bayer04 holen kann).

Bei einem Tikus (8 Mio. Ablöse) durfte man die Hoffnung haben, dass er auf eigene Faust mal Gegenspieler frisch macht oder wenigstens einen Elfer schindet ;-)
Bei Stindl (3 Mio.), dass er mit seinem Auge, seiner Aggressivität und seinem Abschluss Spiele dominiert.
Bei Arango (3,5 Mio.), dass er dank seiner begnadeten Technik und Spielintelligenz Matches auf unsere Seite zieht.
Ob Reus oder Stranzl (< 1.0 Mio.), Zakaria oder Xhaka (beide um die 8 Mio, meine ich) oder andere, die unser „goldenes Jahrzehnt" geprägt haben: Du hast bei denen schon immer Recht früh gesehen, dass sie etwas „Besonderes" mitbrachten...selbst bei Xhaka war das so, obwohl er es unter Favre zunächst sehr schwer hatte, strahlte er dieses Feuer aus.

Der einzige, bei dem man nicht bereits relativ früh bereits „etwas sehen konnte" war m.E. Jonas Hofmann, der irgendwie in den ersten Jahren gar nichts „hatte" und dann eine wirklich extreme Entwicklung genommen hat.

Und die waren auch alle nicht unbezahlbar teuer, deswegen die in Klammern gesetzten Ablösesummen. Ja klar, andere Zeiten, aber mir geht darum zu zeigen, dass das Spieler waren mit „Unterschieds-Merkmalen".

Aber zurück zu unserem Kader: Ich sehe da niemanden, wo ich sagen würde „Wow, was für ein Auge!" oder „Phantastische Technik!" oder „Was für ein Dribbler vor dem Herren!!" oder „Ein eiskalter Knipser!" oder „Was für ein Zweikampfmonster!" oder „Das ist aber mal ein Leader, der dafür sorgt, dass seine Mitspieler besser werden!!!"

Selbst unser einziges „Juwel" Manu Koné liefert in den Spielen oft nur biedere Hausmannskost ab: Ja, ein zwei dynamische Aktionen, wo er sich mit einem guten Dribbling aus einer engen Situation befreit, sind schön anzusehen. Aber kommt danach der tolle Vertikalball von ihm oder der starke Torabschluss oder das clevere Ausnutzen einer Überzahlsituation? Leider nein. Dafür noch immer defensive Aussetzer (wie gestern wieder).

Ja, der Einsatz der Mannschaft ist höher als letzte Spielzeit, dass spürt man sicherlich. Aber sonst sind das alles brave Jungs, die ihre einigermaßen „Platz 12-Skills" mitbringen und vor allem mit sich selbst beschäftigt sind. Ich will die Spieler dafür gar nicht kritisieren: Wäre ich ein Durchschnittskicker und würde ein paar Mio. p.a. angeboten bekommen, würde ich das auch nehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen.

Das Problem ist: Als so ein in allen Belangen durchschnittlicher Kicker wird man immer in erster Linie darauf aus sein, Fehler zu vermeiden. D.h., auch, man schaut v.a. auf sich. Man ist froh, wenn man selbst keine Patzer macht - da achtet man nicht mehr darauf, wie man seine Mitspieler besser macht. Dies ist m.E. auch der Grund dafür, warum wir unsere Mannschaft sehr dezent untereinander kommuniziert.

Ein Thuram, Stindl, Reus, Arango usw. konnten mehr riskieren, weil sie wußten, dass sie Skills mitbringen, die es ihnen erlauben, mit einer Aktion ein ganzes Spiel auf ihre Seite zu drehen.

Unser Skill-Set wird vermutlich in den Spielen gegen Darmstadt u.ä. reichen wird, um die Liga zu halten.

Aber wo ist die Phantasie, dass aus diesem Kader mal mehr erwachsen könnte?

Ich würde gerne wissen, wer bei uns die echten „Unterschieds-Spieler" des goldenen Jahrzehnts identifiziert hat. War es Korell? Ich hoffe es. Oder war es Eberl, der am Ende aus einer ihm vorgelegten Spielerliste die Jungs ausgesucht hat?

Und wenn wir die „Identifikation-Kompetenz" noch im Verein haben: Die ins Visier genommenen Spieler wurden dann schlussendlich sicherlich von Eberl überzeugt, zu uns zu kommen – also an wem hängt es heute, Spieler und Berater vom „neuen Projekt" zu überzeugen? Müssen wir vielleicht an dem Punkt besser werden?

Es nur am Geld festzumachen, wäre m.E. zu einfach. Denn es ist ja auch nicht so, dass wir in den letzten Jahren gar keine Kohle für die Ngoumous und Cvancaras ausgegeben.

Naja, jetzt in Saarbrücken gewinnen, dann im Halbfinale gegen 'Lautern zu Hause (anderes Halbfinale Sensationssieg von Fortuna über Stuttgart!) und dann fühlt sich das alles schon besser an ;-)

Grüße
C.K.


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