Eher ein Kaderplanungs- als ein Trainer-Problem (BORUSSEN)

Kulik, Montag, 13.02.2023, 10:51 ( vor 649 Tagen ) @ VFLElmar

...auf die Spieler-Beschimpfungen gehe ich gar nicht ein; das ist m.E. Kinderkacke.

Was mir bei der Trainerkritik am meisten einleuchtet, ist ja das Gegenargument für Farkes Moderationen vom „Umbruch-Gladbach, welches aufgrund wirtschaftlicher Engpässe nicht in die Top-6 gehört", welches da ganz einfach lautet: „Wie passen Union Berlin und der SC Freiburg denn dann in diese Sphären??"
Dann müsste er Flagge bekennen, dass in diesem Jahr 4 von 15 Punkten aus den Spielen gegen Platz 11, 12, 14, 15 und 18 schon etwas mehr Tiefgang in den Erklärungen als „Fußball wird in den kleinen Momenten entschieden" bedarf.

Aber: Vermutlich hat er da doch nicht so ganz Unrecht, wenn er vom Kader-Umbruch spricht... und möchte sich vor Spieler und Kaderplaner stellen, weil er niemanden öffentlich in die Pfanne hauen will.
Wir verstehen diesen „Umbruch" ja primär negativ, weil wir am Transferwert gemessene wertvolle Spieler ablösefrei verlieren und diese kompensiert werden müssen. Vielleicht meint Umbruch aber auch eine Chance, endlich überfällige Korrekturen vorzunehmen? Wäre also positiv - aber nur, wenn wir unseren aktuellen Entscheidern zutrauen, den wirklich hinzukriegen!

Spieler wie bei Union Christopher Trimmel oder bei der SGE Sebastian Rode würden im Fußballtennis gegen unsere Flo's und Jonas' und Manus und Lassos sicher den Arsch vollkriegen, aber im Stadion bist du dann eben doch sehr froh, solche abgewichsten Kicker im Team zu haben.
Damit meine ich noch nicht mal so sehr die „Mentalität" (die auch), sondern - hört sich verrückt an - ihre fußballerische Limitiertheit: Bist du nämlich keiner, der mit einem feinen Fuß gesegnet ist, dann musst du dich in deiner Laufbahn mit anderen Skills behelfen. Du musst mehr laufen, du musst mit mehr Risiko (auch für die eigene Gesundheit) in die Zweikämpfe gehen, du musst mehr investieren - und du musst auch mehr Persönlichkeit entwickeln, mit den eigenen Defiziten klarzukommen.

M.E. ist unser Kader diesbezüglich geradezu ungesund homogen von den Spielertypen her. Gute Kicker, die zu langsam, zu wenig robust, zu wenig gallig sind.

Zudem hat der Kader auch große Mängel, was seine Variabilität bei einer Änderung des Systems betrifft.

Ein Beispiel: Alle hacken jetzt auf Thuram rum. Ich finde, zu Unrecht. Denn jeder Gegner weiß doch, dass ihnen eigentlich nur „vom besten Stürmer der Bundesliga" Gefahr droht.
Klar können auch Stindl und Hofmann mal Tore machen, aber jeder gegnerische Trainer wird als oberste Bügerpflicht sehen, zunächst Tikus aus dem Spiel zu nehmen. Und, wie schön für ihn - da wir ja nicht mit zwei Spitzen spielen können, weil nur einen echten Stürmer im Kader haben - kann er dem immer seine beiden IV auf den Hals hetzen! „Alle auf Thuram - und den Rückraum müssen unsere 6er und AV dann halt dicht machen!" wird sicherlich das Credo von Maaßen, Reis und Schwarz in den letzten Spielen gewesen sein.

Thuram ist dabei vollkommen auf sich alleine gestellt und chancenlos in dem System, wenn wir wie gestern nach dem 2:1 „alles nach vorne werfen".

Und was ist das für ein Armutszeugnis für unsere Kaderverantwortlichen, dass wir in einem solchen Spiel nicht die Möglichkeit haben, bei Rückstand einen zweiten echten Stürmer zu bringen, der im 16er zu Hause ist? Und sei es nur, um mal einen IV zu binden und Thuram so mehr Platz zu verschaffen.

Ja, man kann Farke vorwerfen, dass das Ganze bei uns weniger als die Summe unserer Einzelteile ist. Wenn aber die Einzelteile nicht zusammen passen, kriegt man das auch nicht hin, ein stabiles Gebilde zu bauen.
Ich ärgere mich auch oft, wie wenig im Laufe eines Spiels von außen zu kommen scheint, um was zu ändern. Aber mit dem Kader ist vermutlich Friedrich tatsächlich eher eine Michael Klinkert-Option für die letzten 15 Minuten als Ngoumou oder Flaco zu bringen, damit sich noch ein Leichtgewicht im ungefährlichen Bereich festdribbeln oder festkombinieren kann.

Fazit: M.E. haben unsere Kaderplaner Virkus und Korell keinen guten Job gemacht ODER Schippers hat so die Daumenschrauben angelegt, dass sie keinerlei Spielraum hatten. Man kann nur hoffen, dass wir tatsächlich so viel Kohle für den bemitleidenswerten Koné bekommen (da im MF auch der einzige, der mal 1-vs-1-Dynamik hat und sich völlig aufreibt im Bemühen, etwas zu initiieren) und Virkus und Korell damit dann auch etwas anzufangen wissen.


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