Wenn man öffentlich so dilettiert (BORUSSEN)

Kulik, Donnerstag, 02.06.2022, 11:38 ( vor 904 Tagen ) @ Sash

...wie in vielen Pressekonferenzen und zuletzt wieder auf der Hauptversammlung (die Favre-Absage erst auf Nachfrage eines Fans publik zu machen und sich dann dabei auch noch so ungeschickt anzustellen...), heißt das natürlich nicht automatisch, dass man nicht ansonsten großartige Arbeit im inner circle leisten könnte.

Auch wenn man im Jugendbereich eigentlich unerfolgreich gewesen ist über einen langen Zeitraum, muss das nicht heißen, dass nicht die wahre Bestimmung „Top Bundesliga-Sportdirektor" sein könnte (weil man vorher einfach überqualifiziert und unterfordert gewesen ist?).

Beides ist theoretisch möglich. Also messen wir Virkus weder an seinen Auftreten noch an seinem bisherigen Track Record, sondern nur an seinen Ergebnissen:

- Da ist bis dato der Klassenerhalt. Ich vermag nicht zu beurteilen, wie groß sein Anteil daran ist und ob man in Anbetracht des Kaders überhaupt von einem echten „Erfolg" sprechen kann.

- Trennung von Hütter. In jedem Fall eine richtige, aber auch alternativlose Entscheidung, weil das Verhältnis zur Mannschaft absolut zerrüttet gewesen sein muss.

- Auf dem Transfermarkt gibt es bis dato weder Käufe noch Verkäufe, obwohl dies ja als klares Ziel ausgegeben worden ist. Je mehr Zeit vergeht wird es nicht besser, wissen wir ja vom letzten Jahr.

- Und bei der Trainerfindung gab es eine heftige blutige Nase. Man kann das alleine auf den nerdigen Lulu schieben. Man kann aber auch konstatieren, dass am Ende die Überzeugungskraft von Virkus nicht ausgereicht hat, Favre zu gewinnen.

Das aber genau zeigt uns großes Problem: Mag Rollo noch so integer sein, ein Borusse durch und durch und mit seiner Frau ist er auch schon seit 21 Jahren verheiratet – alles dufte! Aber wenn ihm schlicht das Charisma fehlt, andere (Trainer, Spieler) von Borussia „eberlmäßig" zu begeistern, dann ist er der falsche Mann. Da kann er auch nichts dafür; ändert aber nichts.

Die völlig wirre Begründung der Favre-Absage wirkt übrigens so offensichtlich auf beiderseitige Gesichtswahrung ausgerichtet auf mich, dass ich sie richtig peinlich finde: Favre wird Borussia also immer *schnief* ganz tief im Herzen haben (= „Seit also nicht sauer auf Lucien!"), aber er will nun mal nicht mehr in Deutschland arbeiten - und die Borussia kann alles, aber nicht gegen Naturgesetze verstoßen (= „Seit also nicht enttäuscht ob einer etwaig fehlenden Überzeugungskraft der Borussia, wenn Favre diese Priorität hat")

Und da sind wir wieder am Ausgangspunkt und seinen zumindest unglücklichen Auftritten. Wäre ich Spieler, Berater oder Trainer, wäre ich bei einem Verein, der Virkus zum Fixpunkt seiner sportlichen Strategie macht, nicht überzeugt, dass dort eine spannende, erfolgreiche Zukunft auf mich wartet.
Von daher kann ich Favre sogar ganz gut verstehen. Bei einem Runert, Krösche, Rolfes, Kehl, Sauer oder Rosen bspw. hätte ich an seiner Stelle mehr Vertrauen.

Also, Fazit, wir sollten Virkus jetzt mal machen lassen. Kriegt er den Kaderumbau hin, erwirtschaftet nennenswerte Erträge und holt gute Jungs und schnappt sich bei der Trainerfrage keine ganz „niedrige Frucht" nach Art Kohfeldt, Weinzierl, Slomka, Korkut etc. (also alle, für die jegliche weitere Trainerbeschäftigung oberhalb der Regionalliga einem 6er im Lotto gleichkommt), dann sind die Ergebnisse da und ich täusche mich in meinem Bild von dem „eher reduzierten Menschenfänger Virkus".

Vom Gefühl her aber macht mir die Borussia aktuell eher den Eindruck desjenigen, der vom 100 Stock Hochhaus springt und auch 99 Stockwerke lang glaubt, er könne fliegen.

Grüße
C.K.


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